Risiken bei Altech Batteries Ltd

Gesellschafter

Gesellschafterstruktur für die Batterieprojekte

Altech Chemicals Ltd, seit 2022 Altech Batteries Ltd1, kaufte 29% der Anteile von Youbisheng Green Paper AG, nachdem deren Insolvenzplan gerichtlich aufgehoben wurde.2 Die Youbisheng Green Paper wurde im Jahr 2000 gegründet, produzierte Pappe zur Kartonherstellung und ging 2017 in die Insolvenz3. Die Deutsche Balaton AG4, die sowohl an Altech Chemicals5 mit 28% als auch an Youbisheng6 (direkt mit 9,35% und indirekt über die Delphi Unternehmensberatung mit 6,82%) beteiligt war, initiierte bereits 2015 ein Sanierungsverfahren7, mit dem Ziel, die Youbisheng neu aufzustellen, und zwar auch als Beteiligungsgesellschaft. Nach erfolgreicher Sanierung der Youbisheng dürfte die Deutsche Balaton AG 98 oder 100% der Anteile8 an Youbisheng besessen haben, von denen sie 2019 29% an die Altech Chemicals Ltd verkaufte. Das Ziel von Altech Chemicals war, über die Beteiligungsgesellschaft Youbisheng9, deren neuer Name Altech Advanced Materials AG10 lautete, deutsche Investorengelder für den Bau einer Fabrik in Johor, Malaysia einzuwerben. In der Fabrik sollte der Bauxit aus der im eigenen Besitz befindlichen Lagerstätte Meckering zu hochreinem Aluminium (high purity alumina, HPA) verarbeitet werden11. Trotz der in den Medien breit vermarkteten Nachrichten über den Bau wurde die Fabrik jedoch nie errichtet und Informationen über das Warum und über den Verbleib der Investorengelder fehlen.

Stattdessen startete Altech Batteries die zwei Batterieprojekte CERENERGY und SILUMINA, für deren Finanzierung die Altech Advanced Materials AG (Aktie „AMA“12) Sorge trägt.

CERENERGY

In einem Joint Venture mit Fraunhofer IKTS, die eine Sodium Chlorid Feststoffbatterie als Alternative zu Lithium-Jonen-Batterien entwickelte (CERENERGY-Batterie), soll die Industrialisierung des Batterieeinsatzes erfolgen. IKTS besitzt eine Versuchsanlage in Hermsdorf, in der das erste Batterypack mit einer Kapazität von 60 kWh hergestellt wurde. Altech Batteries will eine Fabrik in Schwarze Pumpe, Spremberg, Sachsen errichten, in der Netzspeicher mit einer Kapazität von 120 MWh (20-fache der bestehenden Batterie) installiert werden sollen. Der Zweckverband Industriepark Schwarze Pumpe hat angekündigt, fünf Jahre lang eine Speicherkapazität von 30 MWh buchen zu wollen.

Das Fraunhofer Institut macht auf seiner Webseite13 zum CERENERGY-Projekt keine Aussage über den Status der Entwicklung im Bezug auf Marktreife, aber es weist darauf hin, dass noch einiges an Optimierung notwendig ist und dass die Ergebnisse erst noch auf »große« Elektrolyt-Geometrien übertragen werden müssen. Trotz eines ambitionierten Zeitplans ist die Bereitstellung von entsprechenden Speicherkapazitäten für den Industriepark Schwarze Pumpe erst nach 2028 geplant.

Ambitionierter Zeitplan
Innerhalb eines Jahres wird die Batteriefabrik inklusive sämtlicher Spezifikationen und Ver­bräuche auf dem Reißbrett geplant. In den anschließenden drei Jahren erfolgt der Aufbau und danach die Inbetriebnahme-Phase mit dem Hochrampen auf vollen Produktionsbetrieb.
Zitat IKTS14

Derzeit gibt es erst ein Layout der künftigen Fabrik.15

SILUMINA

Altech Batteries hat ein patentiertes Verfahren16 entwickelt, um ein Produkt namens Silumina herzustellen, mit dem Silizium mit einer hauchdünnen Schicht hochreinen Aluminiums ummantelt werden kann. Das Material dient zur Umhüllung der Batterieanode in Lithium-Jonen-Batterien und führt zu einer wesentlich verbesserten Effizienz der Batterien. 8000 to dieses Materials sollen in der zu bauenden Fabrik in Schwarze Pumpe produziert werden. Derzeit gibt es zu diesem Projekt erst eine Wirtschaftlichkeitsstudie17 von Altech, während ProLogium auf dem Pariser Autosalon eine E-Auto-Batterie mit 100% Silizium-Verbundanode vorgestellt hat, die neue Maßstäbe setzen soll. Aber auch in diesem Fall gibt es offene Fragen.

Das Innovationspatent ist erteilt, wurde aber noch nie „examiniert“. D.h. es besteht zwar ein gültiges Patent, das in der Patentdatenbank DEPATISnet18 verzeichnet ist, aber es können gerichtlich keine Ansprüche aus dem Patent durchgesetzt werden. Für die Herstellung von Silumina besteht also kein Schutz gegenüber Wettbewerbsprodukten. Warum hat Altech Batteries die Examinierung des Patents nicht beantragt?

Risiken

Altech Batteries und Altech Advanced Materials versorgen im Berichtsteil der ASX bzw. auf ihrer Website jeden Suchenden uneingeschränkt mit Informationen. Die beiden Projekte machen einen überzeugenden Eindruck, der sie für Investoren höchst attraktiv macht, wären da nicht einige kritische Punkte.

1. der Flop des Projektes in Johor

2. die Unüberprüfbarkeit des Projektfortschritts und die Projektrisiken.
Es ist auf Basis der Publikationen der Altech-Firmen unmöglich, den Projektfortschritt zu beurteilen und die Realisierungschancen zu verifizieren, denn eine detaillierte Planung, ein Abgleich von Ist zu Plan und eine Vorschau über den Weg bis zur Marktreife bzw. Fertigstellung werden nicht offengelegt. Beiden Vorhaben kann ein erfolgreicher Abschluss nicht abgesprochen werden, aber sie können auch scheitern.

3. die wirtschaftlichen Schwächen der Altech Batteries und Advanced Materials.
Beide Unternehmen haben mit 24 bzw. drei Mitarbeitern keine Ausstattung, um aus eigener Kraft Großes leisten zu können. Das spiegelt sich nicht zuletzt im Aktienkurs wider und die Sichtung der Geschäftsberichte belegt die geringe Werthaltigkeit beider Unternehmen, die seit 2019 keinen einzigen Gewinn erzielten.
2024 betrug das kumulierte Defizit der Altech Batteries 118,4 Mio. AUD bei einem Bilanzvolumen von 38,1 Mio. AUD. Angaben zum kumulierten Defizit der Altech Advanced Materials fehlen. Der vorläufige Jahresbericht 2023 weist nur das Eigenkapital in Höhe von 5,3 Mio. EUR aus.

Ergebnis der Altech Batteries Ltd (Tausend AUD)
Ergebnis der Altech Advanced Materials AG (Tausend Euro)

4. Aktienkursrisiken
Die Aktie der Altech Batteries „ATC.AX“ ist ein Pennystock, in den es sich nicht lohnt, zu investieren. Ob der Aktienkurs bisweilen gepusht wurde (siehe Anfang Okt. 2024), konnte nicht geklärt werden.
Aktienkurs der Altech Advanced Materials: siehe dort.

5. die Finanzierungsrisiken
Die Finanzierung aller Projekte geschah und geschieht ausschließlich über Inverstorengelder. Eigene Investments gibt es nicht. Damit stehen die Altech-Projekte im Risiko, dass die notwendigen Gelder nicht oder nicht zeitgerecht eingesammelt werden können. In der Vergangenheit gab es diesbezüglich keine Probleme, d.h. beide Altech Firmen sind im Fundraising erfolgreich. Anders sieht es für Investoren aus. Johor war ein Flop und ob die beiden laufenden Projekte erfolgreich sein werden, wird sich erst in ein paar Jahren herausstellen.

Schlussbemerkung

Der Plot der Altech-Projekte erinnert an ähnliche Fälle19, bei denen mit Patenten, mit Forschungskooperationen, mit der zentralen Bedeutung der Technologie und den großen Erfolgschancen geworben wurde. Das Risiko für Investoren besteht, ihre Gelder könnten denselben Weg nehmen. Es ist an den Altech-Unternehmen, allen voran der Altech Advanced Materials AG, Klarheit  zu schaffen, indem wie oben beschrieben völlige Transparenz hergestellt wird.


  1. Altech Change of Company Name ↩︎
  2. Insolvenzverfahren aufgehoben ↩︎
  3. Im November 2017 kritisierte das deutsche Wirtschaftsmagazin Capital das Geschäftsmodell von chinesischen Firmen, welche über eine Holding in Deutschland an die Börse gingen. Als „Skandalbilanz der Chinakracher“ wird bezeichnet, dass im Zehnjahreszeitraum seit 2007 von insgesamt 20 Börsengängen in Frankfurt 17 zu „quasi Totalverluste(n)“ wurden. 330 Mio. Euro Eigenkapital sammelten die chinesischen Firmen in Deutschland ein und Anleger machten dabei im Schnitt Verluste von 98 %. Das Wirtschaftsmagazin relativierte: „Beim Papierhersteller Youbisheng verschwand der Chef [Herr Haiming Huang 2014, Anm.] spurlos, ließ aber wenigstens die Firmenkasse da.“ (aus Wikipedia) ↩︎
  4. Die Deutsche Balaton AG ist eine Beteiligungsgesellschaft mit rd. 21 Mitarbeitern und einem Eigenkapital von rund 230 Mio. € (Einzelabschluss nach HGB). ↩︎
  5. Top Holders Grouped Report, Altech Chemicals Ltd ↩︎
  6. Börsengeflüster: Altech Advanced Materials: Batterie-Aktie mit Faktor 40 ↩︎
  7. Deutsche Balaton AG: Veröffentlichung der Befreiung zur Abgabe eines Pflichtangebots nach dem WpÜG ↩︎
  8. wie zuvor (Seite 5) ↩︎
  9. Altech launches German project equity strategy ↩︎
  10. Update on German Equity Strategy – Altech Advanced Material AG ↩︎
  11. The Altech Process to Produce High Purity Alumina from Kaolin Clay, ↩︎
  12. Fact Sheet zu Altech Advanced Materials AG ↩︎
  13. Fraunhofer IKTS ↩︎
  14. Joint Venture Altech Batteries GmbH – Die 100-MWh-Batteriefabrik in Schwarze Pumpe ↩︎
  15. Altech – HPA plant site layout and building design finalised  ↩︎
  16. Altech – Patent granted for Kaolin to HPA production process ↩︎
  17. Vorbereitende Wirtschaftlichkeitsstudie der Altech Advanced Materials AG. ↩︎
  18. A METHOD FOR THE PREPARATION OF ALUMINA ↩︎
  19. Lion-E-Mobility, AUTEV, Sioplast, European Lithium Ltd. oder Rock Tech Lithium Inc ↩︎