Atos-Aktie kaufen?

zuletzt geändert am 11.03.2025

Am 31.01.2025 fand die Hauptversammlung (HV) der Atos SE statt und sie war für die Kursentwicklung der Aktie zunächst sehr viel weniger bedeutsam als vermutet. Ab 11.02.2025 bewegte sich der Kurs jedoch nach oben und es wäre seit Mitte Februar 2025 Zeit zu kaufen gewesen, wenn man die Risiken des Unternehmens akzeptierte. Mittlerweile fällt der Kurs wieder und es stellt sich heraus, dass man besser beraten ist, die Finger von dieser Aktie zu lassen. Die große Hoffnung, man könne auf Basis eines marginalen Kurses „fette Kohle“ machen, hat sich grundsätzlich als Irrtum herausgestellt, wenngleich die Phase vom Januar bis März 2025 für Anleger erfreulich war. Insgesamt aber taugt diese Aktie nicht für Blütenträume, sondern ist, was sie ist, ein Pennystock eines zwar (noch?) mächtigen Konzerns.

Rückblick auf die Situation vor der HV im Jan. 2025

Die Aktie hatte während der letzten sechs Jahre stark schwankende Handelsumsätze, die zusammen mit dem Kurs abnahmen und seit 2024 nur noch einen Bruchteil vorangegangener Zeiten ausmachten. Der Kurs war mit 0,002 EUR am untersten Ende eines Pennystocks angelangt. Die Aktie war/ist Müll.

Kurs und Umsatz stammen von dreizehn Börsen und sollten daher repräsentativ sein. Der Pushindikator ist ein Maß a.o. Handelsabweichung.

Im Verlauf der Kursgeschichte gab es erst ab Ende Oktober 2023 erkennbare Kurspushes. Ein massives Pushmanöver fand zwischen 21.11. und 03.12.2024 statt, obwohl der Tageshandel während dieser Zeit bei nur rund 45 Mio. Stück (0,1%) lag. Im Vergleich dazu betrug der Tageshandel danach (bis heute) rund 3.300 Mio. Stück (7%) sowie durchschnittlich 47.500 Mio. Stück (100%) zuvor (ab 01.02.2019). Das heißt, der Tageshandel ist schwach, das Interesse von Spekulanten hoch.

Die Firma Atos wies 2023 einen erheblichen Verlust aus und ist stark verschuldet (siehe Bild Finanzdaten, bei dem deficit = kurfristige Verbindlichkeiten). Die Zukunft des Unternehmens ist nicht gesichert, gleichwohl Atos eine starke strategische Position besitzt. Laut verschiedener Quellen und nicht abgesichert sind rund 35% der Aktien im Besitz von Institutionen, knapp 2% in der Hand von Insidern und 57% im Free Float (es fehlen 6%). Das Management muss dafür sorgen, dass der operative Betrieb aus den roten Zahlen kommt und dass die – vor allem – institutionellen Aktionäre zufriedengestellt werden. Ob das gelingt, ist die Gretchenfrage.

Auswirkung der HV-Beschlüsse

Bereits im Vorweg der HV hatte Atos am 18.12.2024 den Aktienbestand von 63.175.046.985 Stück (35,3%) um 115.860.932.658 neue Aktien (64,7%) auf 179.035.979.643 Stück erhöht. Damit flossen Atos 2,85 Mrd. EUR zur Finanzsanierung zu.

In der HV wurden folgende Maßnahmen (siehe Tagesordnung unter Extraordinary items, Notice of meeting 2025) verabschiedet:

  • ein Reverse Split (soll Ende März/Anfang April 2025 erfolgen)
  • Aktienbestand durch eine Kapitalerhöhung erweitern
  • Umstrukturierung und Schuldentilgung durch den Verkauf neuer Aktien oder die Ausgabe von Wertpapieren.

Diese Maßnahmen sollen dazu dienen, Atos finanziell zu sanieren. Der Reverse Split soll den Kurs aus dem Pennystock-Bereich führen, was einen Split von 1.000:1 oder von 10.000:1 wahrscheinlich macht. Dabei ist festzuhalten, dass ein Reverse Split am Kapital der Anleger nichts ändert, weil das Produkt aus Stückzahl mal Aktienkurs konstant bleibt.

Schlussfolgerung zum Zeitpunkt der HV, Jan. 2025

Spannend bleibt, wie sich der Aktienkurs entwickeln wird. Wenn es dem Management nicht gelingt, den Reverse Split als festen Teil erfolgreicher Unternehmenssanierung darzustellen, ist die Gefahr hoch, dass der Kurs vom höheren Niveau weiter einbricht. Dies ist insbesondere dann wahrscheinlich, wenn die Ausgabe weiterer Aktien den Kurs verwässert und wenn die Aktie weiter im Fokus von Spekulanten und Shortsellern bleiben sollte. Eben deswegen braucht es einen Beweis erfolgreicher Unternehmenssanierung und harter Finanzdaten, die Investoren und Analysten überzeugen, so dass der Aktienkurs sich erholen kann.

Weil sich nach dem Pushmanöver Nov./Dez. 2024 am Tageskurs nur wenig geändert hatte und weil Kauf vor oder nach Reverse Split an einer Investitionssumme nichts ändert (es ändert sich nur die Stückzahl), war die logische Konsequenz, mit dem Einstieg zu warten, bis man einschätzen konnte, wie und ob sich der Kurs zu erholen beginnt. Das sah zunächst bis zum März 2025 so aus, ehe der Kurs wieder verfiel. Immer aber war und bleibt zu berücksichtigen, dass der Kurs vom automatisierten Handel bestimmt wird und ein riskantes Pflaster für Privatanleger darstellt.