dynaCERT – eine endlose Geschichte

zuletzt geändert am 22.03.2025

Die Firma dynaCERT erscheint als typischer Vertreter einer häufig anzutreffenden Aktiengeschichte. Eine zumeist kleine Firma besitzt ein Gut, das werbewirksam vermarkt werden kann. In diesem Fall das zum Patent angemeldete Produkt HydraGEN.

Entstehung von dynaCERT

Über die Anfänge von dynaCERT als First Wave Technology Industries Inc im Jahr 1998 und der 2000 nachfolgenden  Chancellor Enterprises Holdings Inc gibt es keine Informationen mehr. Aus der Chancellor Enterprises Holdings Inc entstand 2004 die Dynamic Fuel Systems Inc, die den Nachrüstbausatz „Jetstar™“ für Schwerlastzugmaschinen anbot.

Parallel zur Dynamic Fuel Systems Inc entstanden 2007 in Florida zwei Firmen im Netzwerk von Allert (aka Allan) Bishop: Hydrogen Leasing Company Inc und Hydrogen Fuel Systems Inc, welche letztere eine Vertriebsfirma der Dynamic Fuel Systems Inc wurde. Während Bishops Firmen 2011 bzw. 2015 gelöscht wurden, wandelte man 2012 die Dynamic Fuel Systems Inc zur dynaCert Inc um.

dynaCERT und HydraGEN

Schon 2010 beantragte Alan Bishop das Patent Nr. 20110067652, „Diesel powered Semi-Trailer Truck“, bei dem der Jetstar von Dynamic Fuel Systems Inc eingesetzt wurde. dynaCERT Inc hatte seinerseits zwischen 2015 bis 2023 47 Patente von fünf Erfindern angemeldet, die sich mit der Einspritzung von Wasserstoff- und Sauerstoffgas in einen Verbrennungsmotor, einer Methode zur Steuerung eines Elektrolytreaktors, einer Methode zum verbesserten Brennstoffverbrauch und Verringerung der Emissionen von Verbrennungsmaschinen sowie mit einem System zur Messung von Greenhousegas-Emissionen befassen. Zudem besitzt dynaCERT Inc das Produkt HydraGEN, von dem die Firma sagt:

Durch unser zum Patent angemeldetes Elektrolysesystem sind wir in der Lage, reine Wasserstoff- und Sauerstoffgase über den Lufteinlass bereitzustellen und so eine stärkere Verbrennung zu erzeugen, die Folgendes bietet:

  • Reduktion der Kraftstoffkosten
  • Geringere Emissionen
  • Erhöhtes Drehmoment und bessere Verbrennung
  • Verlängerte Lebensdauer des Motoröls.

dynaCERT bewirbt HydraGEN mit einem angemeldeten, aber seit Jahren nicht genehmigten Patent („patent pending“). In englischsprachigen Ländern kann mit „patent pending“ geworben werden, in Deutschland ist dies laut OLG München irreführende Werbung.

Verkaufsmeldungen

dynaCERT Inc sieht sich als „ein wachsendes Unternehmen im Energiesektor, das sich auf die Bereitstellung von Technologien zur Kraftstoffeinsparung auf einem globalen Markt spezialisiert hat.“

  • 2009 verkündete Dynamic Fuel Systems Inc, dass Pepsi Bottling Group Inc 21 wasserstoffbetriebene LKW von der Hydrogen Leasing Company kaufen will.
    • The Pepsi Bottling Group, Inc. („PBG“) announced a new investment that will improve the fuel efficiency and reduce emissions of the company’s truck fleet in the New River Valley region, adding 21 hydrogen-injected trucks to its local fleet, purchased from Hydrogen Leasing Company, a subsidiary of Dynamic’s non-exclusive U.S. dealers, Hydrogen Fuel Systems Inc.
  • 2010 erklärte Jerry Solensky, Chief Executive Officer von Dynamic Fuel Systems Inc, dass Alan Bishop 150 seiner LKWs mit dem Jetstar ausgerüstet hat.
  • 2018 veröffentlichte dynaCERT Inc, sie habe die Zusage der österreichischen Landesregierung Kärnten erhalten, vier dieselbetriebene Nutzfahrzeuge mit HydraGEN-Einheiten testweise auszurüsten.
  • 2019 verkündete dynaCERT Inc, man habe vom deutschen Kraftfahrt-Bundesamt die Allgemeine Betriebserlaubnis für das HydraGEN™-System erhalten und dass dies einen einzigartigen innovativen Durchbruch darstelle und dynaCERT einen wichtigen und noch nie dagewesenen Meilenstein gesetzt habe.
  • 2023 hatte dynaCERT Inc in seiner Pressemitteilung die Bestellung von HydraGEN-Technologieeinheiten durch ein in Guyana ansässiges Logistikunternehmen mitgeteilt.
  • 2024 gab dynaCERT Inc einen Folgeauftrag über 84 HydraGEN-Einheiten von Simply Green Distributors Inc aus Alberta bekannt.
  • 2025 berichtet inv3st.de von 200 bereits ausgelieferten HydraGEN™-Einheiten, von 170 Einheiten die sich ein kanadischer Öl- und Gasriese gesichert habe und von der Fertigung von 1.000 Geräten.

dynaCERT Inc erweckt über Jahre den Eindruck, sein Produkt HydraGEN erfolgreich zu vermarkten und eine Investor-Präsentation des Jahres 2014 enthielt folgende Verkaufsprojektion für das Jahr 2021:

  • 60.000 HydraGEN Einheiten für LKWs mit Erlös von 405 Mio. CAD und einem Net Profit von 174 Mio. CAD (Stückpreis 6,750 CAD).
  • 2.000 HydraGEN Einheiten für Generatoren mit Erlös von 1 Mrd. CAD und einem Net Profit von 391 Mio. CAD (Stückpreis 500.000 CAD).

Verkaufsrealität

In der Realität wurde die Verkaufsprojektion zum Luftschloss. Aus 565 Mio. Profit wurden – über alle Jahre und nicht nur für 2021 – 5,64 Mio. CAD (1%). Von zwei Ausnahmen abgesehen wurde seit 1998 jedes Jahr mit Verlust abgeschlossen und es wurde ein Defizit von knapp 110 Mio. CAD angesammelt.

Da hilft es nicht mit etwaigen verkauften HydraGEN-Einheiten zu winken, denn nicht Stückzahlen, die nur rund 6.000 CAD kosten, sind ausschlaggebend, sondern einzig und allein der wirtschaftliche Unternehmenserfolg. Vielleicht hat dynaCERT nach überschlägiger Kalkulation bisher insgesamt schon an die 900 HydraGen-Einheiten verkauft, erfolglos ist dynaCERT trotzdem.

Das Unternehmen hat bisher nur von den Einnahmen aus dem Kapitalmarkt, d.h. vom Geld der Investoren gelebt und ist eine Geldverbrennungsmaschine. Es lebt von einem dauerhaften Marketing, das den Glauben an den Verkaufsdurchbruch mit den HydraGEN-Einheiten befeuert. Nach 27 Jahren ist es so gut wie sicher, dass es dazu nie kommen wird. Ein Grund liegt sicher auch in dem seit über zehn Jahren mangels Qualität nicht genehmigten Patent.